Medikamente
Medikamente sind in jeder Schwangerschaft ein heikles Thema. Wie gerne würden man auf jegliche Pillen verzichten, um das ungeborene Kind zu schützen. Leider kann HG so schwer werden, dass es keinen anderen Weg mehr gibt.
Hier geben wir euch eine Liste mit möglichen Medikamenten und unsere Erfahrungen damit. Besprecht bitte jegliche Medikamenteneinnahme vorher mit eurem Frauenarzt / eurer Frauenärztin. Viele Medikamente auf dieser Liste sind verschreibungspflichtig.
Mehr über die offizielle Medikamentenempfehlung für Ärzte in der Schwangerschaft findet ihr in diesem medizinischen Artikel von Nicole Bürki und Rémy Meier - Nausea, Emesis und Hyperemesis Gravidarum
Falls DU Erfahrungen mit anderen Medikamenten hast, melde dich doch bitte bei uns!
Itinerol B6® - (1. Wahl)
Das Mittel der ersten Wahl in der Schweiz für Reisekrankheit. Bei Schwangerschaftsübelkeit wird es meistens als erstes verschrieben. Es hat Zulassung C. Hier erfahrt ihr mehr darüber: Compendium - Itinerol
Bernadette: Meine Erfahrung deckt sich mit jener von Bettina. Itinerol hilft bei HG überhaupt nicht. Auch wenn einem immer wieder gesagt wird, man muss erst einen Spiegel aufbauen. Ich hatte teilweise 7 Zäpfchen (4 Itinerol, 3 Primperan) am Tag und es hat sich absolut nichts geändert. Probiert es aus, wenn sich aber nach ein bis zwei Tagen nichts ändern, verlangt etwas stärkeres!
Motilium® - (Reserve)
Diese Medikament erhält man als Tablette oder auch als Schmelzdragees. Es ist in der Schwangerschaft nur auf Empfehlung des Arztes einzunehmen und bei HG ein Reserve-Medikament. Wenn, dann erst im zweiten Trimester. Sprich es wird erst gegeben, wenn die anderen Mittel nicht helfen. Es hemmt Übelkeit und Erbrechen.
Mehr Informationen gibt's hier: Compendium - Motilium
Bernadette: Ich habe Motilium bei zwei Schwangerschaften eingenommen. Mir hat Motilium die ersten Tage etwas geholfen, allerdings sind die Schmelztabletten sehr bitter und es kann einem schon vom Geschmack auf der Zunge wieder übel werden. Je stärker die HG wurde desto weniger wurde das Erbrechen unterdrückt. Eine dieser zwei Schwangerschaften resultierte in einer Fehlgeburt (Windei). Ob es einen Zusammenhang mit der Einnahme gibt, kann ich nicht sagen.
Paspertin®/Primperan® - (2. Wahl)
Diese zwei Medikamente enthalten den Wirkstof Metoclopramid und werden als Mittel zweiter Wahl eingesetzt. Sie sind als Tabletten, Tropfen, Suppositorien sowie Infusionstherapie erhältlich. Hier erfährt ihr mehr darüber: Compendium - Paspertin / Compendium - Primperan
Bernadette: Ich habe in zwei Schwangerschaften die Suppositorien erhalten und trotz wochenlanger Einnahme habe ich keinen Unterschied festgestellt. Leider machen sie sehr müde, was vor allem ein Problem wird, wenn man noch arbeitet oder weitere Kinder zur Betreuung zu Hause hat.
Bettina: Paspertin Tropfen haben mir nicht wirklich geholfen. Unteranderem sind sie zum Erbrechen widerlich... Primperan habe ich im KK als Infusion erhalten, in der 1.SS hat es ein wenig geholfen und es wurde auf Zäpfchen umgestellt. Ich hatte über Wochen jeden Tag 9-12 Zäpfchen! Damit hatte
leider die Kotzerei kein Ende. In der 2.SS half es gar nicht.
Chlorazin® - (2. Wahl)
Chlorazin ist zwar Mittel zweiter Wahl, allerdings gibt es keine gesicherten Studien bei Tieren sowie Menschen. Es enthält den Workstoff Chlorpromazin, hier erhält ihr weitere Informationen: Pharmawiki- Chlorazin
Bernadette: Chlorazin hat bei mir am Besten geholfen. Damit fing das Drama aber auch schon an. Ich bekam es im Krankenhaus intravenös. Sobald die Dosis abgesetzt wurde, dauerte es wenige Stunden bis das Erbrechen von vorne los ging. Ich musste deshalb immer mindestens 10 Tage bleiben und die Dosis jeden Tag Stückchen für Stückchen reduzieren. Nach einigen Wochen informierte mich das Krankenhaus dann, dass das Medikament auch in Tablettenform erhältlich ist, die Produktion aber gerade eingestellt worden war. Ich erhielt die letzten noch vorrätigen Tabletten. Danach bekam ich Chlorazin Tropfen, welche die Apotheke zur Rose nach Auftrag selbst herstellt. Leider macht es auch sehr müde, aber das Erbrechen wurde bei mir gebremst. Intravenös half aber immer am Besten.
Zofran® - (3. Wahl)
Zofran enthält den Wirkstoff Ondansetron und ist das Mittel 3. Wahl in der Schweiz. Es ist als Tablette, Schmeldragées, Sirup sowie Infusion erhältlich. Mehr dazu erfahrt ihr hier: Compendium - Zofran
Bernadette: Zofran erhielt ich bereits in der ersten Schwangerschaft im äussersten Notfall als einmalige Infusion. Es brachte sofort Besserung und stoppte das Erbrechen, wenigstens die ersten Male. Ich kämpfte deshalb dafür, dass ich in der dritten Schwangerschaft Zofran täglich in Tablettenform zu mir nehmen konnte. Das Krankenhaus stellte auf stur und gab es mir nicht, da es schwere Verstopfung verursachen kann. Ich nahm das aber lieber in Kauf als wochenlang mit Erbrechen im Spital zu liegen. Meine Frauenärztin verschrieb es mir ab der 10ten Woche. Ich nahm es zusammen mit Chlorazin (Chlorazin 2x täglich, später 1x täglich, Zofran 3x8mg täglich bis Woche 32). So musste ich nur 5 Wochen im Krankenhaus verbringen und konnte danach noch einigermassen auf meine anderen zwei Kinder schauen, trotz Übelkeit.
Bettina: Zofran war für mich die Rettung. Ich habe es von der 6.SSW bis zur Geburt eingenommen. Zuerst als Infusion im Krankenhaus, zwischendurch zuhause durch die Spitex, ambulant im Krankenhaus und durch eine Hebamme und zum Schluss wieder als Tablette bis zur Geburt.
Agyrax®
Agyrax wird in der Schweiz nicht verkauft, enthält aber ähnliche Wirkstoffe wie Itinerol B6. Allerdings sind die Träger unterschiedlich, weshalb es bei manchen besser hilft als Itinerol. Erhältlich ist es ohne Rezept auf Bestellung in Apotheken in Belgien.
Infusions-Therapie
Was bei HG und Dauererbrechen als erstes passiert ist die Dehydrierung. Der Körper bekommt zu wenig Flüssigkeit, was zu noch mehr Übelkeit führt. Als erstes sollte daher eine Infusions-Therapie durchgeführt werden. Angehängt werden Salzwasserlösungen sowie Glukose, falls die Zuckerwerte ebenfalls granzwertig sind. Fragt nach, ob es der Hausarzt, die Spitex, die Hebamme oder das Krankenhaus ambulant oder sogar zu Hause durchführen kann!
Bernadette: Ich war einige Male bei meinem Hausarzt, welcher mit ambulant Infusionen verabreichte. Leider konnte mir dies die Spitex bei uns im Dorf nicht anbieten. Ebenfalls ist es bei uns im Krankenhaus ambulant nicht möglich, sondern immer nur stationär. Mir ging es meistens danach wieder etwas besser.
Bettina: Leider gibt es immer noch viele die keine ambulanten Infusionen verabreichen. Ich habe vieles ausprobiert: Krankenhaus, Spitex, Santemed Gesundheitscenter (Hausarzt), Gynäkologe und Hebammen. Hätte ich von Anfang an die Hebamme gehabt, die mir die Infusionen zuhause verabreicht hätte, wäre mir vieles erspart geblieben! Aber komme zuerst auf diese Idee und finde danach noch eine die Zeit dafür hat!